1 Peter 5

Text: 1.Petrus 5,1-4 Unter den nötigen Ermahnungen und Warnungen mit denen sich der erste Brief Petri zu seinem Ende neiget, geht die erste auf die Hirten und Lehrer, und muntert sie zu redlicher Ausrichtung ihres Amtes mit einer vorgehaltenen großen Verheißung auf. Älteste konnten sie dem Amt nach, V.2., aber auch den Jahren nach, V.5, sein. Denn da man ehmalen die Arbeit am Worte und an der Lehre, und auch andere Besorgungen den bewährtesten Gemeinde Gliedern auftrug, so konnten sie oft dem Amt und den Jahren nach die Ältesten sein. Da solchen, sonderlich heutiges Tages, Niemand prediget, so hat ihnen der Geist Christi im Worte der Wahrheit zum Voraus so viel geprediget. Wohl Jeglichem unter ihnen, dem das alle Morgen Herz und Ohr weckt! In welches Öl der Sinnes=Niedrigkeit und Lindigkeit taucht der Apostel seine Ermahnung ein. Alles Vorzugs der Gaben und Macht, womit er als ein Apostel ausgerüstet war, vergißt er, und stellt sich als einen Kollegen dieser Ältesten ins Gleiche mit ihnen. Wie übertreibt man hingegen oft den Amts=Unterschied, der sich doch insgemein auf keine aus der Fülle JEsu ausgeflossene Gaben und Vorzüge, sondern mehr auf weltmäßige Eitelleit gründet. Petrus war Einer von denen, die bei Christus verharret haben in seinen Anfechtungen, die Ihn gesehen haben, wie Er unter ihnen war wie ein Diener; ja er hatte Christus auch am Ölberg und auf Golgatha im Leiden gesehen: Ihm hat aber auch der Heilige Geist die Ursache, Kraft und Frucht des Leidens aufgeschlossen, und ihn damit zum Zeugen davon ausgerüstet. Er hat aber auch die Gemeinschaft dieser Leiden erfahrungsmäßig verstanden, und war mit demselbigen Sinn gewaffnet, in welchem Christus gelitten hat, mithin hieß er in großem Nachdruck ein Zeuge der Leiden, die in Christo sind. Schon die erste Anzeige seines bevorstehenden Leidens beleuchtete der liebe Heiland mit einem Vorblick seiner Herrlichkeit bei der Verklärung auf dem Berge, wovon Petrus auch ein auserkohrner Zeuge war. Und so öffnet einem noch ein jeder Schritt in die Gemeinschaft der Leiden auch einen weitern Schritt in die Mitgenossenschaft der Herrlichkeit, und es macht, nach Offenb. 1:9 , die ganze Gestalt des Christentums in diesem Leben aus, daß sich das Königreich oder die Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit durch die Trübsal mit der Geduld JEsu durchschlägt, bis die Trübsal überstanden, und keine Geduld mehr nötig ist. Dem Petrus selbst war, Joh. 21:15 , das Weiden der Lämmer und Schafe JEsu aufgegeben; und so faßt er nun auch der Ältesten ganze Pflicht ins Weiden zusammen. Es ist auch wirklich Alles in diesem: Weidet die Herde, ausgedrückt, nämlich freie und volle Gelegenheit zu dem von Christo seinen Schafen bereiteten Leben, und zu seiner vollen Genüge, und das Abwenden von allem Gefährlichen und Schädlichen. Zugleich ist aber auch unter diesem Ausdruck: Weidet, angedeutet, daß bei diesem Geschäfte Alles sehr schonend und aus Liebe zu Christus, des die Schafe eigen sind, eingerichtet sein müsse. Das Bestellen der Unterhirten und das Anbefehlen der Herde zu ihrem Weiden war die nächste Folge von dem Erhöhen des Erzhirten. Denn bei seinem Eingang in die Herrlichkeit setzte Er Hirten und Lehrer, Eph. 4:11 . Jetzt hat freilich in diesem Befehlen der Ämter auch die Welt viel Macht erlangt, und daher mutet sie einem Diener auch bei Ausrichtung derselben viel Rücksicht auf ihren Lauf zu. Wohl dem, der durch diese Nebel hindurchsieht, und sich Den, der ihm die Herde befohlen, und der beim künftigen Scheiden der Böcke von den Schafen darnach fragen wird, nicht verdecken läßt! Aber manchen Wecker: Sehet wohl zu! Habt Acht auf euch und Andere! bedarf man. Wie viel Bezauberndes, Einschläferndes, die Augen mit Ermüden Deckendes ist um uns! O lieber aufsehen, als den HErrn reizen, daß sein Schwert über unsern Arm und über unser rechtes Auge kommen müsse, Zec 11:17 . Zur Übernahme des Amtes ist ein Mancher jetzt willig, ja gibt sich wohl noch gar Mühe darum; aber bei der Führung des Amtes geht es hernach doch gezwungen her, und ist wenig innere Freude und Willigkeit da. Der irdische Sinn, der nur gern nimmt und ungern gibt, richtet in allen Ständen viel Elend an, doch allermeist bei bösen Hirten, die GOttes Namen um einer Hand voll Gersten und Bissen Brotes willen entheiligen. Nahrung und Unterhalt aber vom Evangelium zu nehmen, ist nicht verboten, 1. Kor. 9:14 . - Zur Herrschsucht hat man auch das Evangelium Christi häufig gemißbraucht, und es fehlt noch jetzt nicht an Versuchung dazu. Doch nimmt die empfindliche Welt von einem Knecht Christi aus Manches für Herrschsucht auf, was sie an Andern leicht verträgt, wie schon Paulus, 2. Kor. 11:19 , zu erkennen gibt. Die Macht im Wort, die GOtt einem Diener verleiht, darf man sich nicht als Herrschsucht verdächtig machen lassen, wenn man nur sonst weiß, daß man damit nicht das Seine sucht. Vorbilder der Herde werden, verschafft die gemäßeste Autorität, wobei man am Gewissen offenbar wird. An der jetzigen Verborgenheit des Erzhirten nimmt man freilich Anlaß, ihn gar aus den Augen zu setzen. Aber Er wird erscheinen, und wir werden auch vor ihm offenbar werden. Sein Lohn ist bei ihm Seine Vergeltung vor ihm und wird hiermit auch uns als die unverwelkliche Krone der Ehren vorgehalten. O köstliches Kleinod! aber auch Wert, daß man es ganz begehrt, und seine Hoffnung darauf nicht mit einem einzigen Griff nach einer verwelklichen Krone schwächt oder beflecket. Darum, ach, behüt in; Gnaden, daß mein Herz nicht sei beladen mit der Erden Eitelkeit! Text: 1.Petrus 5,5-9 Ermahnung an die Jüngeren, daß sie untertan seien den Älteren, und daß überhaupt Jedermann fest halte an der Demut, der herzbeschwerenden Sorgen sich entschlage, und wider den Teufel auf seiner Hut sei. Das Wort GOttes wendet sich mit seiner Ansprache an Aller Herz: denn kein Stand, wenn er auch noch so wohl besetzt wäre, und das Seinige noch so treulich täte, kann es allein ausrichten, wenn ihm nicht auch die Anderen mit Liebe und Folgsamkeit begegnen. Wer seine Schwachheit kennt, wer gern an seine Fehler und Übereilungen denkt, wer nachrechnet, wie leicht er auch seine guten Gaben mißbrauchen würde, wenn er nicht eingeschränkt wäre, dem wird untertan sein eine Wohltat. Wie der Unterschied des Alters eine Willigkeit, sich sagen zum lassen, begründet, so gibt auch der Unterschied der Gaben, die brauchbare Ineinanderrichtung derselben Anlaß, daß Keiner seine Vorteile zur Verdunklung des Andern mißbrauche, sondern man Alles zum gemeinen Nutzen zusammentrage. Demut, oder niedriger Sinn von sich selbst, Angedenken: was hast du, das du nicht empfangen hast? Redlichkeit, den Andern höher zum achten, denn sich selbst, ist die süße Wurzel zu aller Untertänigkeit. Daran soll man gegen noch so scheinbare Vorwände, die uns davon abtreiben wollen fest halten. In der Welt suchet man freilich einander zu bereden: man müße sich auch angreifen und vordringen, man könne GOttes Wollen machen, man müsse nur nicht zu gewissenhaft dazu sein. Allein der Widerstand, den GOtt den Hoffärtigen tut, bleibt doch nicht aus. Macht doch GOtt der ganzen Welt und aller Nationen Rat zu Schanden, damit sein Rat ewiglich bestehe. GOtt, der Allerhöchste, tut große Dinge durch die Demütigen; spricht ihnen in ihrer Niedrigkeit zu: laß dir an meiner Gnade genügen zeigt ihnen, wie unter ihrer Schwachheit GOttes Kraft zum Zweck komme. Wer unter GOtt gedemütigt ist, der kann auch unter Andere untertan sein, und die Hand GOttes unter menschlichen Ordnungen und Schickungen merken. Es wird Alles leicht, wenn der Grund wohl gelegt ist: ich danke Dir, daß Du mich gedemütiget hast; Du demütigest treulich, nach der Wahrheit, daß man sein Herz darauf ergeben, und Dein Wohlmachen darunter spüren kann. Hoffart, Trachten nach hohen Dingen, Bemühen, seine Absicht zu erreichen usw., verursacht viel Sorgen. Demut und Freiheit von Sorgen ist beisammen. Der himmlische Vater weiß, was wir bedürfen was uns nutz sei oder schade; Er läßt sich auch erbitten. Ein sorgenfreies Herz ist desto tüchtiger zum Wachen, Luk. 12:22, 37 . Am Teufel einen Widersacher haben ist schwer; aber doch zehnmal besser, als seines Teils sein. Wenn es dir schwer werden will, seinen und seiner Werkzeuge Haß und Widerspruch zu leiden, frage Dich nur gleich: möchtest Du denn lieber seines Teils sein? Als ein Widersacher sucht er Recht, Ansprache und Anklage auf; als ein brüllender Löwe wendet er Gewalt an. Durch Geiz, durch Sorgengift, durch Hoffart und dergl. in viele törichte und schädliche Lüsten verwickeln, die Menschen in Ungehorsam und Unbotmäßigkeit stürzen, und damit nicht nur an der Seele Schaden tun, sondern Jemand seinen ganzen Gang umstoßen, so hat er schon Viele verschlungen. Der Glaube faßt das Wort GOttes und den - im Wort angebotenen Sieg Christi über den Teufel, Der Glaube bringt das Gebet in Lauf, und damit geschieht Widerstand. Die Erinnerung an die Leiden, die über unsere Brüder in der Welt ergehen, muß man nicht als einen elenden Trost wegschlagen, sondern merken, daß uns darunter das Siegel der Brüderschaft, und also auch der Kindschaft GOttes aufgedrückt, zugleich aber auch verhütet wird, daß man sich über dergleichen Leiden nicht ängstiget, als ob man seinen Ruhm an Gott deswegen aufgeben müßte, Matth. 5:12 ; Phil. 1:30 , vielmehr daraus abnimmt: das gesetzte Maß der Leiden wird inmittelst voll, und die herrliche Freiheit der Kinder GOttes bricht an. Text: 1.Petrus 5,10-14 Der Apostel macht den völligen Beschluß seines Briefes mit einem zum Segnen und fröhlichen Lobe GOttes aufgeschlossenen Herzen, und gibt noch einen dienlichen Wink, wie sie diesen Brief an sie ansehen, und wozu sie ihn anwenden sollten; fügt auch einige Grüße bei. Nach allen angebrachten Ermahnungen weiset nun der Apostel schließlich an den, der das Beste durchgehends tun müße, und den er deswegen den GOtt aller Gnade nennet. Nämlich es gibt anfangende und vollendende, berufende und vollbereitende Gnade. GOtt ist ein GOtt aller Gnade. Er gibt uns Gnade, seine Kinder zu werden, als seine Kinder zu wandeln, zu leiden, und zur Herrlichkeit einzugehen. Von der ersten Gnade an, wodurch Er uns berufen hat, bis zum letzten Überschritt in die Herrlichkeit hinein, ist uns der GOtt aller Gnade für AIles gut; an Ihn haben wir uns unter allen Umständen zu halten. GOtt ist ein GOtt der Propheten, die auf die zukünftige Gnade geweissaget haben, 1. Petr. 1:10 . GOtt ist ein GOtt derer, die das Evangelium durch den - vom Himmel gesandten Geist zuerst im Segen angenommen haben, 1. Petr. 1:12 . GOtt ist aber nicht nur dieser ersten, sondern auch unserer, in dieser letzten betrübtem Zeit gnädiger GOtt. Wie viel hat sich seit Petrus Zeiten geändert; Berge sind gewichen, Hügel sind gefallen, aber der GOtt aller Gnade hat sich nicht geändert. - Den Beruf und unsern dazu gegebenen Gehorsam sehen die Apostel als den Anfang des guten Werkes an, in welchem aber auch schon alles bis in das Ziel hinaus Benötigte liegt. GOtt ruft uns zur Buße: er ruft uns aber auch zu Seinem wunderbaren Lichte, 1. Petr. 2:9 , und eben damit auch zu seiner ewigen Herrlichkeit. Die Bekehrung durch Christum zu GOtt ist ein wirklicher Antritt zur Herrlichkeit. Auf den ersten Gehorsam gegen GOttes Ruf folgen die seligen Erfahrungen der Gnade, welche uns aus der ewigen Herrlichkeit entgegen kommt, um uns durch das Leiden durch zu bringen: Denn die zur Herrlichkeit Berufenen werden doch auch in das Leiden gesteckt, das einem Menschen sonst so lange Weile macht; aber aus der Hoffnung der Herrlichkeit gewinnt man dabei so eine Aussicht, daß man sich nimmer so verschlossen darunter, und zu den Fragen: HErr! wie lange? hast Du denn ewiglich verstoßen? gedrungen fühlt, sondern es wie ein kurzes Durchgänglein achten kann. - Beim Überschlagen der Kosten, beim Berechnen seiner Kräfte aus dem willigen Geist, und seines Unvermögens aus dem schwachen Fleisch, feiner Leiden und der Zeiten der Erquickung usw. könnte es uns doch bange werden; aber der GOtt aller Gnaden vollbereitet und verschafft, daß es nicht fehlet, daß man hinaus langt, und nicht über Vermögen versucht wird. Und so stärkt Er auch, daß uns kein Fall stürzen wird, so groß er ist; daß wir vielmehr durch sein Kräftigen in Allem weit überwinden, und durch sein Gründen ein bis an das Ende fest behaltener Ruhm bleibt. Einer solchen herrlichen Gnade und mächtigen Bewahrung wollen wir blöde, angefochtene, kraftlose, müde Leute Alles zuschreiben; in die ewige Ewigkeiten wollen wir es Ihm zugestehen: Nur Er und Seine Gottesmacht hat uns zu diesem Ziel gebracht. Silvanus wird sonst oft als ein Gefährte Pauli angezogen. Diesen mag Paulus zu Petrus geschickt haben, und aus dessen Anlaß mag dieses schriftliche Zeugnis gestellt worden sein. Selbst die Apostel haben bemerkt, daß schreiben nur ein dürftiger Ersatz gegen dem Mündlichen sei. Doch hat Petrus auch hiemit befolgt, was ihm aufgegeben ward: stärke deine Brüder. Was die rechte Gnade sei, kann man aus den Hauptteilen des Briefes, deren sich der Erste, 1. Petr. 2:9-10 , der Andere, 1Pe 4:10-11 , und der Dritte, 1. Petr. 5:10 , schließt, richtig bestimmen. Das ist rechte Gnade die uns so zu einem Auserwählten GOttes macht, in unserm Tun und Lassen so leitet, daß in allen Dingen GOtt gepreiset werde, und die uns dann auch durch alle Leiden dieser Zeit ohne Abbruch durchbringt zur ewigen Herrlichkeit. Der Name Babylon ist mehreren Städten, die in unterschiedenen Gegenden lagen, gegeben worden. Ob Petrus von einer in Ägypten, oder von einer in Assyrien gelegenen Stadt dieses Namens den Brief geschrieben habe, ist nicht so gewiß zu bestimmen. Unter dem Sohn Markus verstehen Einige den Evangelisten Markus, der ein getreuer Gefährte des Petrus gewesen, und auch aus dessen Munde seine evangelische Geschichte allermeist geschrieben haben soll. Der Kuß der Liebe heißt, Röm. 16:16 . und 1. Kor. 16:20 , der heilige Kuß. Ach, der GOtt aller Gnade bleibe auch bei uns mit seinem Frieden in unserer Not und Tod, und sprech' uns zu, den Müden: ihr seid versöhnt mit GOtt!
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